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Sammeln wie ein Eichhörnchen

07. 10. 2018

In der Philatelie-AG der Grundschule Ihlpohl vermittelt Manfred Grunow Werte wie Gemeinschaft
Landkreis Osterholz. Bente, Noah und Karla sitzen gebeugt an dem niedrigen Kindertisch in der Aula der Grundschule Ihlpohl. Zwischen ihren Fingern bewegen sie Briefmarken hin und her, betrachten die Bilder darauf, die Blumen, Gebäude, Gesichter, Landschaften.

Die Kinder sind hoch konzentriert. Wenn sie etwas sagen, dann in gedämpfter Stimme. „Diese Marke ist auch in unserem Heft“, bemerkt Noah. Er spricht von der „Schwarzen Einser“, der ersten deutschen Briefmarke, die am 1. November 1849 verkauft wurde. Die Marke in seiner Hand zeigt natürlich nur ein Abbild, das Original ist eine Rarität.

Bente, Noah und Karla nehmen an der Philatelie-AG ihrer Schule teil. Geleitet wird die Arbeitsgemeinschaft rund um die Briefmarkenkunde von Manfred Grunow. Der Ritterhuder ist begeisterter Briefmarkensammler und hat sich mit seiner Leidenschaft beim Landkreis Osterholz vorgestellt. Sein Wunsch war, sich ehrenamtlich zu engagieren. Er arbeite gern mit jungen Leuten. „Das hält mich selbst fit“, sagt er. Der Landkreis hat den Ritterhuder an die Ihlpohler Grundschule vermittelt. „Wir schätzen das Engagement von Manfred Grunow sehr“, sagt die Schulleiterin Tanja Jordan. Ehrenamtliches Engagement sei auch in Schulen sehr gefragt. Auf diese Weise können die Arbeitsgemeinschaft klein gehalten werden und den Kindern vielfältige Angebote gemacht werden.

Tanja Jordan fällt die Marke mit der Büste der Nofretete auf. Das Bild erinnere sie an eine Ägypten-Ausstellung, die sie einmal in Berlin gesehen hat. „Ein winziges Bild auf einer Marke kann eine Riesenthematik eröffnen, Erinnerungen wecken und Geschichten erzählen“, meint die Schulleiterin.

In der ersten Philatelie-Stunde drehte sich alles um das Thema Brandschutz, das zu diesem Zeitpunkt in allen vierten Klassen behandelt wurde. Grunow hatte dafür besondere Briefmarken aus der DDR mitgebracht: Sie zeigen verschiedene Feuerwehrfahrzeuge. Auch die Bundesländer samt Hauptstädte lernten die Kinder anhand der winzigen Papierstückchen kennen. „Deutschland hat 16 Bundesländer“, kann Noah sofort beantworten. Auch benennen kann er sie wie aus der Pistole geschossen, ebenso die Hauptstädte.

„Ich möchte keine neuen Sammler hervorbringen, sondern etwas für die Kinder machen und ihnen Werte vermitteln“, betont Manfred Grunow. Werte, das seien für ihn zum Beispiel Höflichkeit und Pünktlichkeit, aber auch das Miteinander. Bei einem Spiel sollten die Kinder zum Beispiel Aufgaben zum Thema Post lösen, zum Beispiel wie man einen Brief richtig ausfüllt. „Das Lösungswort war ,Gemeinsam‘“, sagt Bente. Auch Ehrlichkeit spielt für Manfred Grunow eine Rolle. „Ich muss den Kindern Vertrauen entgegen bringen, wenn ich ihnen meine Marken zeige“, beschreibt er.

Natürlich wollen die Kinder auch wissen, welches die teuerste Marke ist. „Die blaue Mauritius“, sagt Grunow. Das Original habe er noch nicht in der Hand gehabt, fügt er hinzu. „Und die günstigste?“, fragt Noah. Grunow muss kurz überlegen. „Die Ein-Pfennig oder Ein-Cent-Marke“, antwortet er.

Die neunjährige Bente hat von ihrer Oma ein Sammelalbum mit einigen Marken geschenkt bekommen. Ein paar Seiten sind bereits gefüllt. „Die müssen wir noch einmal in Ruhe sortieren“, sagt Manfred Grunow. Der Begriff Ruhe vereint für Grunow vieles, was Briefmarken ausmacht. „Man kann nicht hektisch dabei sein“, erläutert er. Ein ehemaliger Schulleiter aus Ritterhude habe einmal gesagt, dass jedes Kind Briefmarken sammeln solle, erinnert sich Grunow. Er war viele Jahre lang Elternratsvorsitzender. „Wahrscheinlich hat er auch gesehen, welchen positiven Einfluss das Hobby auf die Kinder hat“, vermutet der Rentner.

Generation Großeltern
Grunow sammelt bereits seit seiner Jugend. „Ich habe gesammelt wie ein Eichhörnchen“, erinnert er sich. Gemeinsam mit einem Bekannten hatte er sich damals das ehrgeizige Ziel gesetzt, von der 10-Pfennig-Marke mit Albrecht-Dürers Antlitz eine Million Exemplare zusammen zu bekommen. Als es knapp Hunderttausend waren, stellte die Post die Produktion ein und die beiden mussten aufgeben. Dass Grunow besonders eifrig sammelt, hatte sich bald herumgesprochen. Von überall erhielt er Marken, zum Beispiel vom Arbeitsamt Bremen und Bremerhaven. 55 Jahre lang war er Vorsitzender der Briefmarkenfreunde Ritterhude, mittlerweile leitet er die Jugendgruppe.

„Dass Oma und Opa eine Briefmarkensammlung haben, erzählen viele Kinder“, sagt Tanja Jordan. Unter jüngeren Generationen sind hingegen nur wenige Sammler. Das Interesse an Briefmarken lässt spürbar nach. Manfred Grunow glaubt trotzdem nicht, dass das Hobby aussterben wird. „Briefmarken wird es immer geben“, ist er überzeugt. Einen Brief mit Marke würde der Empfänger meist zuerst öffnen, einfach, weil er bunter, persönlicher, auffälliger sei. Während seiner Berufstätigkeit als Malermeister habe er den Lehrlingen aufgetragen, Mahnung mit Briefmarken und nicht mit Stempel zu verschicken. Am besten würden sich lustige Sondermarken eignen: „Die Briefe werden wahrscheinlich nicht einfach weggeschmissen“, sagt Grunow.

Auch an anderer Stelle erfüllen Briefmarken einen wichtigen Sinn: Sie geben Menschen mit Behinderung Arbeit. Seit vielen Jahren unterstützen Manfred Grunow und die Briefmarkenfreunde das Engagement der Von Bodelschwinghschen Stiftung Bethel in Bielefeld. Rund vier Millionen Briefmarken haben Manfred Grunow, die Briefmarkenfreunde und weitere Sammler bereits für die Stiftung gesammelt. Auch das Kollegium der Grundschule Ihlpohl schneidet die Marken jetzt aus den Briefen aus und legt sie für den guten Zweck beiseite, ebenso die Kinder der Philatelie-AG. Eine Abgabestelle ist unter anderem der Lidl-Markt in Ritterhude. Anschließend gehen die Marken nach Bethel. Jährlich erreichen rund 29-Tonnen die Werkstatt in Bielefeld. Die Kinder der Philatelie-AG sollen ebenfalls mit der Arbeit der Bodelschwinghschen Stiftung Bethel vertraut gemacht werden.

Wer Interesse an Briefmarken, Münzen oder Ansichtskarten hat, kann sich am kommenden Sonntag, 14. Oktober, zum Hamme Forum in Ritterhude begeben. Die Briefmarkenfreunde laden von 8 bis 14 Uhr zu ihrem Großtauschtag ein. Mehr Informationen gibt es unter der Telefonnummer 04292/ 32 81.

 

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